Jährliche Pressekonferenz der Slowenisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer
Am Mittwoch, den 28. Mai 2024, fand im Hotel Antique Palace die jährliche Pressekonferenz der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer statt, auf der die Ergebnisse der 21. jährlichen Umfrage zur wirtschaftlichen Lage und zum Investitionsklima in Slowenien präsentiert wurden. Deutschland ist der wichtigste Wirtschaftspartner und mit 1,8 Milliarden Euro (2022) einer der wichtigsten Investoren in Slowenien. Der deutsch-slowenische Handel im Jahr 2023 wird auf 14,4 Mrd. € geschätzt. Dies entspricht einem leichten Rückgang von knapp 3% gegenüber dem Vorjahr. Einer der Hauptgründe dafür ist die geringere Nachfrage aus Deutschland. Dennoch steigt das Interesse am Standort Slowenien, der nach Meinung der befragten Unternehmen den ersten Platz unter den MOE-Ländern einnimmt.
Slowenien hat im regionalen Vergleich der MOE-Länder an Bedeutung gewonnen. Obwohl der Markt relativ klein ist, greifen viele deutsche Unternehmen auf das umfangreiche Fachwissen slowenischer Unternehmen, deren Innovationskraft und hoch qualifizierte Fachkräfte zurück und setzen damit auf die traditionell gute Zusammenarbeit, insbesondere im Automobil- und Industriebereich. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sind hoch und nehmen zu. Auf der anderen Seite steht das Land vor der Herausforderung, sein Potenzial für FDIs zu nutzen und ein stärkeres Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Die Unternehmen sind mit einem zunehmenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert, vor allem im verarbeitenden Gewerbe. Die Situation wird durch ein unflexibles Arbeitsrecht und eine relativ hohe steuerliche Belastung der mittleren Einkommen noch weiter erschwert.
Dagmar von Bohnstein, Präsidentin der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer, wies darauf hin, dass der Wirtschaftsstandort Slowenien im vergangenen Jahr bemerkenswerte Erfolge erzielt hat. „Bei der alljährlichen MOE-Umfrage wird Slowenien von den befragten Unternehmensvertretern auf Platz eins gesetzt als Standort im Vergleich zu seinen 15 Nachbarn in Mittel- und Osteuropa. Auf das Konto Sloweniens zahlen vor allem ein: die Faktoren „Wirtschaftsumfeld“ (Zulieferer, F&E, Zahlungsdisziplin) und „Infrastruktur“ (Verkehr, Kommunikation, Digitalisierung). Am unteren Ende der Skala und damit negativ bewertet werden die Faktoren: „Finanzen“ (Steuerlast, Steuerverwaltung) und „Wirtschaftspolitik“ (Berechenbarkeit, öffentliche Verwaltung, Korruption, politische Stabilität).“
Wie Frau von Bohnstein weiters ausführte, ist aus Sicht der befragten Unternehmen das Pflichtenheft für Slowenien als Wirtschaftsstandort schnell geschrieben. „Die Kapitel heißen:
1. wachstumsfördernde Steuerpolitik,
2. effiziente Steuerverwaltung,
3. flexibles Arbeitsrecht,
4. langfristig berechenbare Wirtschaftspolitik.
Nach Ansicht der Unternehmen liegen folgende Aufgaben noch bevor:
1. Kampf gegen Korruption,
2. Schaffung einer transparenten und ergebnisorientierten öffentlichen Verwaltung,
3. politische Stabilität.
Obwohl sich die wirtschaftliche Lage leicht verbessert, bleibt die Unsicherheit über die weitere Entwicklung bestehen. Die Hauptgründe dafür sind die unberechenbare Wirtschaftspolitik des Landes, die andauernde Energiekrise und die anhaltend hohe Inflation. Die Hälfte der Befragten ist nach wie vor pessimistisch, was die zukünftige Stabilität des wirtschaftlichen Umfelds betrifft, weshalb Maßnahmen in diesem Bereich dringend erforderlich sind.“
Mladen Ljubas, Mitglied des Vorstands der AHK Slowenien und Geschäftsführer von DB Schenker Area Adriatic, betonte, dass die weitere Entwicklung des globalen wirtschaftlichen Umfelds eine sorgfältige Überwachung der Auswirkungen auf die in Slowenien tätigen Unternehmen erfordert. „Trotz der Herausforderungen, die sich aus den jüngsten geopolitischen Spannungen und den Störungen der globalen Lieferketten ergeben, bleibt die slowenische Wirtschaft widerstandsfähig. Aktuelle Daten zeigen, dass es den slowenischen Unternehmen gelungen ist, einen stetigen Wachstumskurs beizubehalten, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe und im Bereich F&E. Proaktive Maßnahmen der Regierung, einschließlich gezielter finanzieller Unterstützung und Investitionen in die digitale Infrastruktur, haben eine Schlüsselrolle bei der Abmilderung der negativen Auswirkungen eingenommen.“
Doch die Herausforderungen bleiben, sagt Ljubas: „Steigende Energiekosten und Inflationsdruck belasten die Betriebsbudgets. Darüber hinaus macht der Arbeitskräftemangel in einigen Sektoren deutlich, dass weiterhin in Fachwissen und Kompetenzen sowie die Entwicklung von Ausbildungsprogrammen investiert werden muss. Wir bleiben optimistisch, was die wirtschaftlichen Aussichten Sloweniens anbelangt. Das kontinuierliche Engagement für Innovation in Verbindung mit einer strategischen Ausrichtung auf nachhaltige Entwicklung wird es den slowenischen Unternehmen ermöglichen, ihr Wachstum fortzusetzen.
ÜBER DIE UMFRAGE:
Die Deutsch-Slowenische Industrie- und Handelskammer führt diese Konjunkturumfrage seit 2006 durch; die Letzte fand zwischen dem 19. Februar und dem 15. März dieses Jahres statt. Seit 2006 wurde die Umfrage zeitgleich in 15 weiteren MOE-Ländern durchgeführt, was einen direkten Vergleich der Situation in den einzelnen Ländern ermöglicht.
Wichtigstes Ziel der Umfrage ist es, die Standortfaktoren zu ermitteln, die Slowenien für deutsche Investoren interessant machen, und gleichzeitig mögliche Schwachstellen zu identifizieren, deren Behebung das Investitionsinteresse zusätzlich steigern kann.
Die wichtigsten Ergebnisse für 2024:
- Die Befragten schätzen die wirtschaftliche Situation als aktuell befriedigend ein, mit leicht steigender Erwartung.
- Das Interesse am Wirtschaftsstandort Slowenien steigt – Slowenien liegt bei den befragten Unternehmen auf dem ersten Platz unter den MOE-Ländern.
- Im regionalen Vergleich der MOE-Staaten hat Slowenien dazugewonnen.
- Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sind hoch, mit steigender Tendenz.
- Als die größten Herausforderungen sehen die befragten Unternehmen am Standort Slowenien die vergleichsweise hohe Steuerlast, eine wenig berechenbare Wirtschaftspolitik, die Bekämpfung von Korruption, eine ineffiziente öffentliche Verwaltung, relativ hohe Arbeitskosten und den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.