Logo der Deutsch-Slowenische Industrie- und Handelskammer

Deutsch-Slowenischer Wirtschaftstag 2025 | Life Cycle Economy

  • Event

Life Cycle Economy und Pfandsystem - Schritte in eine nachhaltige Zukunft

AHK_Slovenija_Economics_Day_Bled_8_4_25-111_foto_Marko_Delbello_Ocepek.jpg

Life Cycle Economy und Pfandsystem - Schritte in eine nachhaltige Zukunft

Beim Deutsch-Slowenischen Wirtschaftstag 2025 in Bled, der unter dem Motto Life Cycle Economy stand, hoben Fachleute die Dringlichkeit konkreter Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung hervor.

 

Dagmar von Bohnstein, Präsidentin der Deutsch-Slowenischen Handelskammer, wies darauf hin, dass der gesamte Kreislauf eines Produkts in den Blick genommen werden muss: “In der heutigen Zeit ist es wirklich notwendig, das Produktdesign, die Produktnutzung und vor allem die Wiederverwendung von Produkten einzubeziehen. Ich würde sagen, dass wir in ganz Europa auf einem guten Weg sind, und wir hoffen sehr, dass Slowenien diesem Weg folgt.”

 

Julia Neblich, stellvertretende Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Slowenien, betonte, dass sich Deutschland bei seiner führenden Rolle im Bereich des Recyclings auch der Notwendigkeit bewusst ist, über wirtschaftliche Lösungen zu sprechen.

 

Die Bedeutung eines koordinierten Vorgehens auf EU-Ebene unterstrich Dr. Beate Baron, Abteilungsleiterin, Industriepolitik, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Sie hob die Bedeutung der Rückverfolgbarkeit von Materialien und der Entwicklung eines digitalen Produktpasses hervor. Ziel der Life Cycle Economy sei es, alle Rohstoffe in einem Kreislauf zu halten. “Eine gute Koordination innerhalb der EU ist entscheidend, ebenso der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Gerade jetzt brauchen wir eine wirklich starke Resilienz”, schloss sie ihren Vortrag.

 

Die Industriedesignerin und Professorin Prof. Ursula Tischner sagte, wir müssen weg von einer Gesellschaft, die Dinge einfach wegwirft. “Wir müssen zu einer Gesellschaft werden, die jedes Produkt wiederverwendet. Die Vision ist, Produkte so zu gestalten, dass sie wiederverwendet oder repariert werden können.”

 

Der Marketingexperte Florian Schleicher wies darauf hin, wie wichtig Marketing sei, um „die Gewohnheiten der Menschen zu ändern“ und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen.

 

Darja Figelj, CEO von Interzero, betonte, dass die Kreislaufwirtschaft nicht nur ein Konzept sein sollte. “Jeder spricht über Nachhaltigkeit, jeder unterstützt sie in der Theorie. Aber es gibt nur wenige Unternehmen, die sie tatsächlich umsetzen. Die häufigsten Ausreden sind, dass es zu kompliziert, zu teuer, nicht möglich oder zu schwierig sei. Kein Unternehmen ist zu klein, um etwas zu ändern”, stellte sie klar.

 

Simon Franko, Geschäftsführer BASF Slowenien, Kroatien und Serbien, wies darauf hin, dass die europäische Chemieindustrie die nachhaltigste der Welt sei und dass “wir in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet haben, noch nachhaltiger zu werden, also Emissionen zu reduzieren. Nachhaltigkeit ist einer der Bereiche, den wir in den nächsten Jahren ausbauen müssen, damit wir in Europa noch viele Jahre arbeiten können”.

 

Das deutsche Beispiel für die erfolgreiche Einführung eines Pfandsystems stellte Isabella Artadi von der Deutschen Pfandsystem GmbH vor. “Das deutsche Pfandsystem hat heute die höchste Rücklaufquote von Verpackungen in der Welt. Indem wir dem Abfall einen Wert geben, geht auch Deutschland in die richtige Richtung”. Auch Merle Neumann, Vertreterin der Generation Z, kommt aus Deutschland und sieht das Pfandsystem als etwas tief Verwurzeltes. “Es tut mir weh, wenn ich in einem anderen Land Plastikverpackungen einfach in den Müll werfen muss. Es ist ein wertvolles Gut, das ich in der Hand halte, und ich bin es nicht gewohnt, es einfach wegzuwerfen. Wir Deutschen sind für dieses System bekannt und ich bin stolz darauf.”

 

Metka Šilar Šturm von Lidl stellt das Pilotprojekt des Pfandsystems in Slowenien. “Lidl führte eine Kampagne zum Sammeln von Plastikflaschen für einen guten Zweck durch. Diese hatte nicht nur einen positiven Umwelteffekt, sondern zeigte auch, dass Slowenien mehr als bereit für die Einführung eines Pfandsystems ist”.

 

Dr. Petra Medved Djurašinović von der Slowenischen Industrie- und Handelskammer betonte ebenfalls, dass Slowenien bereit sei: “Wir wissen, was wir brauchen, wir haben die Form vorgeschlagen, in der das Pfandsystem eingeführt werden soll, aber wir haben sozusagen noch keine breite Koalition, weil es immer noch Interessengruppen gibt, die viele Fragen haben oder dagegen sind”.

 

In der anschließenden Diskussion waren sich slowenische und deutsche Expertinnen und Experten einig: Die Life Cycle Economy spielt eine zentrale Rolle für Europas Wettbewerbsfähigkeit und Umweltschutz. Auch die Bevölkerung sei offen für Veränderungen. Damit Slowenien diesen Weg erfolgreich beschreiten kann, seien jedoch klare politische Entscheidungen erforderlich.

Foto: Marko Delbello Ocepek

 

In den Kategorien:

Suchen Sie etwas Anderes?

In unserem Info-Center finden Sie die neusten Veranstaltungen, Neuigkeiten, Downloads, Videos, Podcasts,...

Zum Info Hub