Interview mit Anne Böhl, Manager Media, AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft
Der AUMA ist der Verband der deutschen Messewirtschaft: National und international vertritt er die Interessen von 70 Mitgliedern. Darunter sind alle großen und mittleren Messegesellschaften Deutschlands sowie Verbände, die Aussteller, Service-Unternehmen und Besucher vertreten.
Messen Made in Germany genießen bei Ausstellern und Besuchern aus aller Welt einen guten Ruf, doch die Corona-Pandemie hat die Branche vor eine große Herausforderung gestellt. Wie hat sich Covid-19 auf die deutschen Messen ausgewirkt?
Corona hat die deutsche Messewirtschaft hart getroffen: Über 70 Prozent der geplanten Messen wurden im vergangenen Jahr abgesagt, 2020 waren es 68 Prozent. Damit fehlen gerade dem Mittelstand wichtige Plattformen. Die Wirtschaft braucht Messen, insbesondere für die Erholung der Wirtschaft nach der Pandemie. Denn Messen sind wahre Multitalente, wenn es um Ziele und Funktionen im Marketing der Unternehmen geht. Messen bleiben der Goldstandard.
Deutschland unterstützt den Neustart der Messewirtschaft mit vielen Programmen. Aussteller und Messebesucher aus dem Ausland erhalten Erleichterungen bei der Einreise. Damit können die internationalen Messen in Deutschland wieder ihre wichtige Aufgabe aufnehmen: Sie sind Plattformen für globale Geschäfte.
Eine Umfrage unter Mitgliedern dreier großer deutscher Branchenverbände ergab, dass digitale Veranstaltungen derzeit eine wichtige Ersatzfunktion, aber deutlich weniger Nutzen als echte Messen haben. Die Zukunft ist zwar in vielerlei Hinsicht digital, aber gilt das auch für die Messen?
Für eine Reihe von Messen haben die Veranstalter im Messestopp digitale Formate durchgeführt. Aussteller konnten dadurch Kundenkontakte aufrechterhalten und Besucher konnten sich über Neuheiten informieren. Eine Umfrage zur Nutzung ergab aber, dass digitale Events für die meisten ausstellenden Unternehmen keine oder keine dauerhafte Alternative zu realen Messen sind. Messen fehlten. Weit mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen vermissten das Netzwerken für ihr Geschäft. Menschen wollen und müssen sich treffen, um Neues zu beginnen. Präsenz-Messen sind die Plattform für Neukundengewinnung und das Glänzen neuester Produkte und Technologien.
Aber ganz klar: Digitales wird künftig noch stärker dazugehören. Künftig wird es kaum eine Fachmesse geben, ohne digitale Verlängerung der Messe vor Ort. Aussteller holen so neue Zielgruppen über digitale Brücken ab, die für einen ersten Eindruck nicht anreisen würden. Aber der Kern, die Begegnung, das, was Messen ausmacht, wird bleiben. Live werden eben alle Sinne angesprochen.
Von den 390 für 2022 geplanten Messen in Deutschland sind bereits 140 auf spätere Monate oder das kommende Jahr verschoben oder abgesagt worden. Wie ist die Zukunftsperspektive der Messen Made in Germany?
Das Stimmungspendel dreht sich nach dem unverschuldet schwachen Start in Richtung Optimismus. Nach bald zweijährigem Stillstand durch die Corona-Pandemie hat Deutschlands Messewirtschaft nun eine Öffnungsperspektive. Seit Anfang März finden in Deutschland wieder Messen statt. Rund 300 Messen sind geplant, darunter wichtige Branchentreffs wie die Hannover Messe, die Achema in Frankfurt/Main, die Analytica in München und die Medica in Düsseldorf.
Für die deutsche Außenwirtschaft stellen die Messeaktivitäten einen wesentlichen Bestandteil dar, ebenso für die internationalen Unternehmen, die mit den deutschen Unternehmen zusammenarbeiten. Wann können die Aussteller ihre Präsentationen auf den Messen planen?
Am besten sofort. Seit März finden in Deutschland wieder Messen statt. Der Messekalender ist gut gefüllt. Die Messebranche weltweit und in Deutschland brennt für den Neustart. Denn Messen sind der Ort für Emotionen, die Adresse für Akquise, der Standort für Geschäfte.
Deutschland als Top-1-Messestandort weltweit hat eine Qualität, die im internationalen Wettbewerb ganz besonders ist: Zwei Drittel aller Weltleitmessen finden hierzulande statt. Der Messeplatz Deutschland hat sich dank der vielen Weltmarktführer, die sich auf den Messen hierzulande treffen, über Jahrzehnte einen starken Ruf bei Ausstellern und Besuchern aus aller Welt erworben.
Vor Beginn der Corona-Pandemie kamen etwa 60 Prozent der rund 180.000 Aussteller Jahr für Jahr aus dem Ausland, ein Drittel davon aus Ländern außerhalb Europas. Von den zehn Millionen Messebesuchern reisten fast 30 Prozent aus dem Ausland an. An diesen Erfolg wird die deutsche Wirtschaft mit neu gewonnenen Erfahrungen aus den zurückliegenden harten Monaten anschließen.
Autorin: Tina Drolc
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