Der Deutsch-Slowenische Wirtschaftstag, der heute in digitaler Form stattfand und von der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer zusammen in Partnerschaft mit der IEDC Bled School of Management organisiert wurde, warf ein Licht auf die engen deutsch-slowenischen Wirtschaftsbeziehungen, die auch der gegenseitigen Motivation zu entnehmen sind, erfolgreicher zu sein und bessere Ergebnisse zu erzielen. Die Referenten waren sich einig, dass jede Krise auch eine Chance ist. Sowohl in den transatlantischen Beziehungen als auch in der digitalen Transformation wird uns die aktuelle Krise zeigen, wo unsere Schwächen liegen und wo Innovationen eingeführt werden sollten. Dabei werden auch Investitionen sehr wichtig sein – das neue europäische Förderprogramm, das einem neuen Green Deal gewidmet wird, basiert auf der Digitalisierung und einer grünen Zukunft.
Gertrud Rantzen, Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien), eröffnete das Event mit folgenden Worten: „Der Deutsch-Slowenische Wirtschaftstag ist eine traditionelle Veranstaltung unserer Kammer und zum ersten Mal konnten wir uns nicht live treffen. Andererseits haben wir mit seiner digitalen Form bewiesen, dass wir es auch anders machen können, was für die Zeit, in der wir leben, entscheidend ist. In diesem Jahr feiern wir außerdem das 15. Jubiläum der AHK Slowenien und 25 Jahre der deutsch-slowenischen Wirtschaftsbeziehungen. Bisher haben wir einige wichtige Schritte gemeinsam unternommen, und ich glaube, dass wir dies auch in Zukunft tun werden.“ Prof. Dr. Danica Purg, Gründerin und Direktorin der IEDC Bled School of Management, betonte ebenfalls: „Die Situation, mit der wir seit einem Jahr konfrontiert sind, hat viele Branchen verändert und viele Unternehmen aufgefordert, ihre Geschäftstätigkeit zu rekonstruieren. Auch an unserer Schule mussten wir Veränderungen vornehmen. Die heutige Veranstaltung wird zeigen, wie wir uns gemeinsam mit den Problemen und Herausforderungen der Krise auseinandersetzen können.“
Zdravko Počivalšek, Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie der Republik Slowenien, wies darauf hin, dass Slowenien auf der Skala des Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) unter den 28 EU-Mitgliedstaaten auf den 16. Platz vorrückte. „Wir haben nach verschiedenen Indikatoren Fortschritte erzielt, bei der Internetnutzung, Integration der Digitaltechnik und nicht zuletzt bei den digitalen öffentlichen Diensten. Wir haben jedoch noch einen langen Weg vor uns, bis wir das Niveau der am stärksten digital entwickelten Länder der Welt erreichen. Das vergangene Jahr hat auch gezeigt, dass wir ein zunehmend vernetztes Umfeld brauchen, und die AHK Slowenien spielt hier eine entscheidende Rolle. Wir freuen uns darauf, die deutsch-slowenischen Wirtschaftsbeziehungen auch in der digitalen Zukunft zu stärken.“
Seine Exzellenz Franc But, Botschafter der Republik Slowenien in der Bundesrepublik Deutschland, äußerte sich in seiner Begrüßungsansprache zu der EU-Ratspräsidentschaft Sloweniens, Portugals und Deutschlands und beschrieb die bilaterale strategische Partnerschaft zwischen Slowenien und Deutschland stärker als je zuvor. „Slowenische und deutsche Unternehmen bauen seit Jahren diese außergewöhnliche Beziehung auf. Deutsche Unternehmen vertrauen den hochwertigen Produkten, der Arbeitsweise und Sicherheit der Zusammenarbeit mit slowenischen Unternehmen. Angesichts der aktuellen Situation ist es notwendig, immer innovativer zu sein, da dies unsere langfristige strategische Partnerschaft stärkt. Alles geht sehr schnell, schneller als wir erwartet haben. Deutsche und slowenische Unternehmen sowie die Regierungen beider Länder sind sich bewusst, dass sich die Welt verändert und dass es notwendig ist, unsere Beziehungen zu stärken.“
Transatlantische Handelsbeziehungen sind neu zu definieren
Im Rahmen der Diskussion „Aktuelle Trends in den transatlantischen Handelsbeziehungen und ihre Auswirkungen auf Deutschland und Slowenien“ sagte Seine Exzellenz Adrian Pollmann, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Slowenien, es sei keine Überraschung, dass die letzten vier Jahre ziemlich herausfordernd waren und wir heute einen Neuanfang brauchen. „Wir müssen eine neue Seite aufschlagen und alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen, auch wenn wir vorher nicht gedacht haben, dass es notwendig wäre. Vertrauen muss wiederhergestellt und mehrere Themen angesprochen werden; die Krise wegen der Covid-19-Pandemie, den wirtschaftlichen Abschwung, Chinas Rolle in der Wirtschaft und den Klimawandel. Jetzt ist es an der Zeit, Beziehungen wieder aufzubauen. Wir haben einen Partner auf der anderen Seite des Atlantiks, der Europa als Verbündeten sieht. Dies bedeutet nicht, dass es keine Herausforderungen geben wird und dass es nicht schwierig sein wird, aber Probleme werden am besten gemeinsam gelöst.“ Prof. Dr. Danilo Türk, ehemaliger Präsident der Republik Slowenien, wies darauf hin, dass Veränderungen in einem breiteren Kontext zu betrachten sind, und nicht nur im technologischen Sinne. Daher brauchen wir nicht nur Vertrauen, aber auch eine Vision. „Zunächst ist es notwendig, die transatlantischen Beziehungen neu zu definieren und einen neuen Deal zu erzielen. Natürlich ist Amerika zurück, wie Präsident Joe Biden sagt, aber gleichzeitig hat sich Europa verändert und ist weitergegangen. Zweitens ist die Erholung wichtig, die Unternehmen müssen sich in der Zukunft auf eine höhere Inflation und einen höheren Konsum vorbereiten. Da Slowenien und Deutschland wirtschaftlich sehr eng miteinander verbunden sind, wäre es für Slowenien ratsam, die Entwicklung und Denkweise Deutschlands zu verfolgen, um die transatlantischen Beziehungen erfolgreich bewältigen zu können.“
Ajša Vodnik, Geschäftsführerin von AmCham Slovenia und Vizepräsidentin von AmChams in Europe, wies darauf hin, dass viel auf dem Spiel steht. „Wir sprechen nicht nur vom wirtschaftlichen Aspekt, sondern auch von unserer gewünschten Zukunft. Wenn wir das Leben so wollen, wie es ist, sollten wir umsichtig handeln. Europa muss ein Partner der Vereinigten Staaten sein und darf sie nicht als „Big Brother“ betrachten. Der Wechsel in der Präsidentschaft in den USA und der EU ist eine klare Botschaft, dass wir eine Partnerschaft wollen. Es wird sicherlich viele Gespräche und Umstrukturierungen in vielen Bereichen erfordern, wie z. B. in der Wirtschaft und im Handel, der sowohl für Amerika als auch für Europa ein Drittel des BIP ausmacht. Schließlich sprechen wir über Nachhaltigkeit und Klimawandel, die eine grüne Zukunft sichern wollen. Dies wird nicht nur von Europa, sondern auch von Amerika hervorgehoben, und kann eine Gelegenheit sein, einen neuen Green Deal zu schließen.“
Laut Boštjan Gorjup, Präsident der Industrie- und Handelskammer Sloweniens und CFO von BSH Hišni aparati d.o.o. Nazarje, hat die Pandemie gezeigt, wie verletzlich wir sind. „In den Wirtschaftsbeziehungen werden wir sicherlich eine Regionalisierung erleben. Der Übergang zu Grün wird immer wichtiger, und ich bin froh, dass der neue US-Präsident ihn ebenfalls ernst nimmt. Digitalisierung, Klimawandel und intelligente Lösungen sind meiner Ansicht nach der Schlüssel zum wirtschaftlichen Fortschritt. Da Slowenien ein exportorientiertes Land mit viel Industrie ist, ist es für uns wichtig, Teil der EU und ihrer Politik zu sein.“
Digitalisierung ist in alle Geschäftsbereiche eingebettet
Die zweite Diskussionsrunde „Covid-19 fördert die Digitalisierung von Unternehmen in Deutschland – wie reagieren slowenische Unternehmen?“ wurde seitens des Moderators Marko Derča, Partner und Leiter der digitalen Transformation bei CEE, A.T. Kearney und IEDC Alumni eingeführt: „Laut der Umfrage, die wir Ende letzten Jahres durchgeführt haben, haben wir festgestellt, dass Unternehmen zunehmend auf Digitalisierung setzen. Wir führen keine Gespräche mehr darüber, warum die Digitalisierung wichtig ist, sondern wie sie verbessert, erfolgreich integriert werden und potenzielle Probleme lösen kann. Die Digitalisierung ist in alle Geschäftsbereiche eingebettet. Vor fünf Jahren haben wir hauptsächlich über interessante Geschäftsmodelle gesprochen, und jetzt sprechen wir darüber, wie Unternehmen in allen Bereichen noch mehr Spitzenleistungen erbringen können, nicht nur in der Kundenkommunikation, sondern auch innerhalb des Unternehmens. Die Digitalisierung beschleunigt und verbessert das Geschäftsmodell eines Unternehmens.“
Medeja Lončar, Geschäftsführerin von Siemens Slowenien, Präsidentin der Geschäftsführung von Siemens Kroatien und Präsidentin der Managers' Association of Slovenia, wies darauf hin, dass die Krise die Bedeutung der Digitalisierung hervorhebe und damit eine andere Arbeitsweise ermöglicht habe. „Wir mussten uns über Nacht anpassen und von zu Hause arbeiten. Unternehmen, die zuvor in die Digitalisierung investiert haben, hatten meiner Meinung nach zumindest aus technischer Sicht bessere Erfolgschancen. Unternehmen, die ihre Tätigkeit schon zuvor digitalisiert und miteinander kommuniziert haben, ist es leichter gefallen, Erfolge zu erzielen, während sich diejenigen, die ihr Geschäft nicht digitalisiert haben, vor größeren Herausforderungen gesehen haben.“
Laut Michał Wronka, Geschäftsführer von Bayer Slowenien, Leiter Pharma-Cluster – Balkanländer und Ungarn, hat die Digitalisierung die Geschäftstätigkeit des Unternehmens grundlegend verändert und verbessert. „Wir haben die Kommunikation mit Kunden digitalisiert, die jetzt über Webinare, Webmeetings usw. verläuft. Zwei Wochen nach unserem Webinar, das unsere Zusammenarbeit mit China thematisiert und Tausende von Apothekern angezogen hat, haben wir dies mit Experten aus Israel und Serbien wiederholt und das Thema Impfung angesprochen. Beide Veranstaltungen waren sehr erfolgreich.“
Valerija Špacapan Friš, Geschäftsführerin von Schenker d.d. und Vizepräsidentin des Vorstandes der AHK Slowenien, erklärte, die Digitalisierung sei bereits vor der Pandemie eine der wichtigsten strategischen Ausrichtungen gewesen, und die Coronazeit habe ihre Bedeutung nur bestätigt. „Bei DB Schenker haben wir für einen reibungslosen Ablauf der Lieferkette gesorgt, und auch digitale Plattformen wie eSchenker und connect 4.0 haben unseren Kunden das Geschäft erleichtert. Wir werden weiterhin in die Entwicklung innovativer Lösungen investieren und Trends im Bereich der Automatisierung und Robotisierung von Lagern der Zukunft entwickeln.“
Wolfram von Ohain, Geschäftsführer von BSH hišni aparati d.o.o. Nazarje, stimmte seinen Gesprächspartnern zu, betonte aber noch einen wichtigen Aspekt: „Der digitale Übergang wird niemals erfolgreich sein, wenn er nicht von fähigen Menschen durchgeführt wird. Was ist überhaupt Digitalisierung? Dies sind Veränderungen im Arbeitsprozess, daher ist es wichtig, dass die richtigen Leute, die richtige Strategie, die richtige Marke und der richtige Ansatz Teil dieses Prozesses sind. Warum war unser Unternehmen so erfolgreich? Weil wir das alles hatten. Wie Medeja Lončar erwähnt hat, waren wir auch schon vor der Pandemie bereit. Wir haben zwei Stunden gebraucht, alle Mitarbeiter nach Hause zu schicken und zu ermöglichen, alle Prozesse von zu Hause aus durchführen zu können. Es war ein sehr wichtiger Faktor, dass wir im Vertrieb für unsere Kunden immer erreichbar waren. Wir könnten aber nicht alle diese Leute nach Hause schicken, wenn das Unternehmen nicht auf gegenseitigem Vertrauen basierte. Viele Unternehmen sind hier auf Probleme gestoßen. Die Unternehmenskultur ist wichtiger als der Digitalisierungsprozess. Bei BSH setzen wir uns seit vielen Jahren für diese Werte ein und entwickeln auch eine solche Kultur.“
Riko d.o.o. war laut Tanja Rupnik, Leiterin Geschäftsentwicklung in Europa, von Anfang der Pandemie in vollem Gang. „Wir haben neue Geschäftsmöglichkeiten ergriffen und unsere digitale Ausstattung eingesetzt. Vor der Pandemie haben wir bereits an einem Projekt für ein automatisiertes Speicherinformationssystem gearbeitet, und schon vor der Krise war die Nachfrage nach einem solchen System hoch. Die Motivation, ein solches Projekt vorzubereiten, war sowohl aus ergonomischer Sicht als auch aufgrund des Arbeitskräftemangels wichtig. Wir beschäftigen uns mit dem Projekt eines automatisierten Lagersystems und hoffen, es in Zukunft einem breiteren Markt präsentieren zu können.“