Wirtschaftliche Lage und Investitionsklima – Ergebnisse der 18. Konjunkturumfrage der AHK Slowenien
Deutschland ist der wichtigste Wirtschaftspartner Sloweniens. Die deutsch-slowenischen Wirtschaftsbeziehungen setzen ihren positiven Trend mit einem Handelsvolumen von fast 11 Mrd. € fort, beeinflusst durch das hohe Exportniveau slowenischer Unternehmen nach Deutschland. Auch mit Direktinvestitionen ist Deutschland mit 1,4 Mrd. € einer der Spitzenreiter unter den ausländischen Investoren. Unter den 15 MOE-Ländern, die an der Umfrage teilgenommen haben, rangiert Slowenien unter den ersten drei Ländern im Bereich F&E. Slowenien bietet alle Voraussetzungen für die digitale Transformation und die Einführung von Industrie 4.0 auf allen Ebenen.
Nach eigenen Berechnungen machen deutsche Unternehmen fast 15 % des Umsatzes und 20 % der gesamten slowenischen Exporte aus und beschäftigen rund 8 % aller slowenischen Arbeitnehmer. Die Wertschöpfung pro Mitarbeiter ist mit 37.776 € im Durchschnitt 25 % höher als der slowenische Durchschnitt. Die MOE-Region eine der wichtigsten Wirtschaftsräume, Geschäftspartner und Investitionsziele Deutschlands. Deshalb führen die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) seit 2006 eine gemeinsame Umfrage zur Wirtschafts- und Investitionssituation in den Ländern Mittel- und Osteuropas durch. Die aktuelle Umfrage aller deutschen Auslandshandelskammern (AHK) wurde vom 1. Februar bis März 2021 in 15 Ländern Mittel- und Osteuropas (MOE) durchgeführt.
Die wirtschaftlichen Bedingungen sind nicht optimal und es besteht in einigen Bereichen noch Handlungsbedarf
Die jährliche Umfrage beinhaltet Fragen zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage, der Wirtschaftspolitik, des Investitionsklimas in Slowenien und des Arbeitsmarktes. Slowenien hat, wie fast alle Länder in Europa, nach mehreren Jahren des dynamischen Wachstums infolge der Pandemie im Jahr 2020 eine Rezession erfahren. Es wird erwartet, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 zurückkehrt, obwohl das Land immer noch vor einer Reihe von Herausforderungen steht. Die wirtschaftlichen Bedingungen sind nicht optimal und es besteht in einigen Bereichen noch Handlungsbedarf. Einer davon ist der Fachkräftemangel, der in der verarbeitenden Industrie dringend benötigt wird. Der Mangel ist das Ergebnis einer expansiven Investitionspolitik der lokalen Unternehmen und einer Tendenz zur Abwanderung von Arbeitskräften in andere europäische Länder. Für deutsche Unternehmen ist die aktuelle Wachstumsphase ein idealer Zeitpunkt, um in den Markt einzusteigen und die Produktionskapazitäten zu erweitern.
Slowenien ist als Standort zunehmend attraktiver als in den vergangenen Jahren. Die Qualität und Verfügbarkeit lokaler Zulieferer sollte besonders hervorgehoben werden. Auch Infrastruktur und Zahlungsdisziplin fallen positiv auf. Die vorherige Regierung hatte einen besonders positiven Einfluss auf die wirtschaftspolitische Vorhersehbarkeit und die politische und soziale Stabilität. Unter der aktuellen Regierung ist diese Entwicklung wieder rückläufig. Die Produktivität und die Arbeitsbereitschaft der Beschäftigten bleiben jedoch ein wichtiger Investitionsanreiz, der nur durch den Fachkräftemangel, vor allem im Bereich des Handwerks, gebremst wird.
Die Umfrage der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien) zur wirtschaftlichen Lage in Slowenien für das Jahr 2021 zeigt, dass Slowenien als bester Standort für Forschung und Entwicklung 14 Länder in Mittel- und Osteuropa überzeugend hinter sich gelassen hat. Damit erfüllt Slowenien alle Voraussetzungen für die digitale Transformation und die Einführung von Industrie 4.0 auf allen Ebenen und eröffnet neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die jährliche Umfrage bewertet die wirtschaftliche Situation, die Wirtschaftspolitik, die Attraktivität für Investitionen in Slowenien und den Arbeitsmarkt.
Wie Katja Stadler, Geschäftsführerin von Deslo - AHK, poslovne storitve d.o.o., sagte, spiegeln sich die positiven wirtschaftlichen Aussichten auch in einer erneuten und wachsenden Investitionsbereitschaft ab 2021 wider. „Die Unternehmen haben auf die Frage nach weiteren Investitionen in Slowenien erfreulich positiv reagiert. Knapp 20 % der Befragten wollen ihre Investitionen weiter erhöhen, während über 62 % das Investitionsniveau beibehalten wollen.“
Allerdings beeinträchtigen rigide Arbeitsgesetze, hohe Steuerbelastungen und steigende Lohnkosten die Investitionstätigkeit. „Slowenien hinkt in dieser Hinsicht dem mittel- und osteuropäischen Durchschnitt hinterher“, sagte Gertrud Rantzen, Vorstandsvorsitzende der AHK Slowenien, und fügte hinzu, dass dies auch während der Covid-19-Pandemie besonders deutlich wurde, da das Land keine rechtliche Grundlage für die Arbeit von Zuhause bot.
Christof Vollstedt, Vorstandsmitglied der AHK Slowenien und Geschäftsführer von Henkel Maribor d. o. o.: „Wir sind seit mehr als 30 Jahren in Slowenien präsent und wir sind hier zufrieden, vor allem mit den Menschen, auch die Infrastruktur ist gut. Andererseits entwickelt sich die Arbeitsgesetzgebung zu einer großen Schwäche in diesem Land und muss angepasst werden, wenn Slowenien die Erwartungen in diesem Bereich erfüllen will. Dies ist sicherlich eine große Schwäche des Landes, ebenso wie die übermäßige Besteuerung der Löhne“.
Simon Franko, Vorstandsmitglied der AHK Slowenien und Geschäftsführer der BASF in Slowenien, Kroatien und Serbien: „Wir sehen einen weltweiten Aufschwung, der aber auch gewisse Herausforderungen mit sich bringt, vor allem wissen wir nicht, wie lange er anhalten wird. Deshalb ist es für Slowenien wichtig, darüber nachzudenken, wie man mehr ausländische Investoren anziehen kann: „Nearsourcing“, Digitalisierung und der Green Deal sind große Chancen in diesem Bereich. Wir müssen ehrgeizig werden, um vom heutigen Platz 34 in der WEF-Rangliste der Wettbewerbsfähigkeit bis 2025 in die Top 20 der Volkswirtschaften zu kommen“.
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