Umwelt

Eine aufregende Zukunft

07.11.2017

Derzeit gibt es kein Land auf der Welt, das umweltfreundlichen Fahrzeugen so viel Aufmerksamkeit widmet wie Deutschland. Es hat sich zum Ziel gesetzt, in der Entwicklung von Elektrofahrzeugen und der damit verbundenen Infrastruktur Weltmarktführer zu werden.

Das Auto ist den Deutschen heilig. Noch immer fahren die meisten Wagen allerdings mit Benzin. Doch die Bundesregierung plant, langfristig alle Fahrzeuge abzuschaffen, die mit fossilen Brennstoffen laufen. Schon im Jahr 2011 ging man mit großem Engagement an dieses Projekt heran und setzte sich zum Ziel, bis 2020 eine Million Elektro- und Hybridfahrzeuge auf die deutschen Straßen zu bringen. Zudem erhielt die Erforschung der Potenziale von Batterien und die Entwicklung effizienter Ladestationen oberste Priorität. Denn Deutschland will Marktführer auf dem Gebiet der E-Mobilität werden.

Um das Ziel für 2020 zu erreichen, nahm der Staat viel Geld in die Hand. Der Kauf eines E-Fahrzeugs sollte den Deutschen durch eine Prämie schmackhaft gemacht werden. Seit Anfang 2016 gibt es beim Kauf eines Elektroautos daher 4.000 Euro Zuschuss, für ein Hybridfahrzeug immerhin noch 3.000 Euro. Die eine Hälfte dieser Kaufprämie zahlt der Staat, die andere Hälfte die deutschen Automobilkonzerne. Insgesamt wurden für die Prämien 1,2 Milliarden Euro veranschlagt.

Dennoch dürfte das Ziel von einer Million Elektro- und Hybridfahrzeugen auf deutschen Straßen bis zum Jahr 2020 nicht erreicht werden. Aktuell gibt es in Deutschland nur 25.000 Elektro- und Hybridautos mehr als 2011. Zum Vergleich: Damals waren es 150.000 Hybridfahrzeuge und 25.000 Elektroautos – von insgesamt 45 Millionen Fahrzeugen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte schon im Frühjahr 2017 fest, dass das Ziel für 2020 wohl nicht erreicht werden könne.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zum einen hat das Förderprogramm für den Neuwagenkauf nicht gegriffen. 2016 wurden insgesamt nur 2.000 Anträge für die Kaufprämie gestellt – und die Zahl sank von Monat zu Monat. Zweitens haben die Batterien nach wie vor nur eine geringe Reichweite. Zudem machen viele das mit wenigen Ausnahmen schachtelartige Design der Pkw verantwortlich. Ebenfalls ein wichtiger Grund: Die meisten Tesla-Modelle waren aus dem Förderprogramm ausgenommen, da sie zu teuer sind. Denn eine Prämie gibt es nur bis zu einem Kaufpreis von höchstens 60.000 Euro. Bei Tesla hatte man sich damit beholfen, dass man für das billigste Modell S ein Komfortpaket angeboten hatte – und damit genau unter des Preisgrenze geblieben war. Bislang blieben die Verkaufszahlen dennoch niedrig.

Doch auch wenn das Ziel für 2020 nicht erreicht werden sollte – die Zukunft der deutschen E-Mobilität bleibt spannend. In den kommenden Jahren können wir mit immer schöneren und effizienteren Elektro- und Hybridfahrzeugen rechnen – und daher auch mit mehr Absatz. So präsentierte Mercedes-Benz etwa im vergangenen Jahr einen von zehn Prototypen des EQ, einer neuen Marke des Konzerns, die bis 2022 auf den Markt kommen soll. Volkswagen hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Produktion von einer Million E-Fahrzeugen bis 2025 Marktführer zu werden. BMW, derzeit auf dem dritten Platz gemessen an den Anteilen bei den Elektroautos weltweit, wird neben dem erneuerten i3 und i8 und den E-Ausführungen von „normalen“ Modellen bis zum Ende des Jahrzehnts auch den Mini und den Geländewagen X3 in Elektroversionen präsentieren.

Wie sehr sich Deutschland um den Umstieg auf die grünen Technologien bemüht, zeigt auch die positive Geschichte der Deutschen Post. Diese hat sich viele Jahre darum bemüht, ein emissionsfreies Elektroauto zu finden. Nach langer Suche kaufte sie ein Start-up, das einen Street-Scooter entwickelt hatte, der jetzt die gelbe Farbe und das Horn der Post trägt. Der Kauf sorgte unter den deutschen Automobilkonzernen für ein solches Aufsehen, dass einer nach dem anderen versprach, Investitionen in die umweltfreundliche Technologie in mehrstelliger Millionenhöhe zu tätigen. 

ANITA ANDRENŠEK