Ambition

EIN DEUTSCHER IN SLOWENIEN: Kommt die E-Mobilität?

08.11.2017

Definitiv schneller, als man denkt! Ein Zukunftsforscher mit Fokus auf der Automobilindustrie verglich vor einiger Zeit das Wachstum im Bereich der Elektromobilität mit einer Popcornmaschine: Lange passiert mit den Maiskörnern im Öl nichts, und mit einem Mal quillt der Topf über. Aktuell hört und sieht man erst einige „Pops“, aber ich bin davon überzeugt, dass seine Prognose richtig ist.

Vom Fahrverhalten eines E-Mobils konnten wir uns selbst überzeugen: In den letzten acht Monaten testeten wir ein elektrisch betriebenes Botschaftsfahrzeug im Alltag und sind begeistert. Trotzdem bleibt solch ein E-Mobil noch ein Exot in der Diplomatenszene.

Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die den Umstieg auf Elektromobilität begünstigen. So üben wichtige Märkte Druck aus, allen voran China als wesentlicher Taktgeber. Ebenso tragen entsprechende EU-Regularien dazu bei. Hinzu kommt die voranschreitende technologische Entwicklung, wodurch beispielsweise Batterien immer leistungsfähiger werden, während die Kosten gleichzeitig stark sinken. Staatliche finanzielle Anreize, wie in Deutschland, scheinen dagegen weniger zu einem Anstieg der Elektromobilität beizutragen.

Entscheidend für den Durchbruch der E-Mobilität wird es sein, ob die Autohersteller familientaugliche Elektromobile mit attraktiver Reichweite anbieten werden – zu Preisen, die mit denen normalen Pkw vergleichbar sind. Ebenso wichtig ist es, dass die Lade-Infrastruktur zügig ausgebaut wird.

Dabei umfasst die Revolution in der Automobilbranche mehr als nur den Umstieg aufs E-Auto. Dazu gehören ebenso die Entwicklungen beim autonomen Fahren, bei der digitalen Vernetzung von Verkehrsmitteln, beim Ausbau der „Sharing Economy“ sowie bei der Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenenergie und den damit verbundenen Fragen der Energiespeicherung.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich für die Wirtschaft große Chancen, aber auch Risiken. In jedem Fall bedeutet es: Wer zu spät kommt, bleibt sitzen. Und das können wir uns nicht leisten. Als Akteure wie auch als Zuschauer befinden wir uns momentan in einem höchst spannenden Film mit „Popcornzugabe en masse“.

KLAUS RIEDEL, Botschafter in Slowenien